Echos aus Zeiten der grünen Reise

(1998)

(Polydor Produkt-Info) Ich staunte nicht schlecht, als mir meine jüngste Tochter von Ihren Freunden ausrichten ließ: „‚Grüne Reise‘ – geile Scheibe!“ Dann war da noch der DJ, ein Freund meines Friseurs: Von ihm erfuhr ich, dass „a.r. & machines“ auch bei Goa-, Trance-, und Ambientparties läuft.

Da dämmerte mir, dass etwas geschehen war, was sich meine Kritiker in den siebziger Jahren nicht hätten träumen lassen: Eine andere Generation hatte das entdeckt, von dem ich dachte, die Vergangenheit hätte es längst ganz tief unter sich begraben.

Eigentlich hatte ich dieses Kapitel längst aus der Erinnerung verbannt. Es war ziemlich enttäuschend, damals feststellen zu müssen, dass man meinen neuen Ideen hierzulande eher misstrauisch gegenüberstand. Um so mehr ist es für mich eine Genugtuung, dass diese Musik 25 Jahre später ohne jeden Hype dank der ihr eigenen Magie aus der Versenkung auftauchen konnte.

Jenseits des Rock 'n' Roll lockten Improvisationen und experimentelle Freiheit. Mit einem Akai X-3300 ließen sich noch ganz andere Dinge anstellen als nur Tonbänder zu bespielen. Ich benutzte es als Echomaschine und die Gitarre als Impulsgeber. Die sich ständig auf- und abbauenden Kaskaden von Echos geben den jeweiligen Takt vor. So wie die Wiederholungen eines Mantras meditative Entspannung herbeiführen können, sind es hier im Maschinenrhythmus wiederkehrende Echos Hand gespielter Melodienbögen, welche dich auf die Reise schicken. Nicht mehr rhythmusbestimmend zu sein, war besonders für die Schlagzeuger neu und ungewohnt. Und ich hatte mich darauf einzustellen, dass eine Echomaschine funktioniert wie eine „sich selbst erfüllende Prophezeiung“: Sie wiederholt gnadenlos alles, was man ihr zu fressen gibt – auch die Fehler. Bei Studiosessions konnten Patzer herausgeschnitten werden, bei Live-Konzerten wurde es hier erst richtig spannend. Der Reiseplan für die Stücke war dem Jazz oder indischen Ragas ähnlich. Im Gepäck befanden sich melodische Motive, die unter Berücksichtigung der „Windverhältnisse und der Lage der Einflugschneise“ zum Einsatz kamen.

Die Musik auf dieser CD war lange Zeit aus den offiziellen Lieferlisten gestrichen. In dieser Zeit brachten mies klingende Raubkopien einigen unter der Krautrock-Fahne segelnden Piraten mehr ein als mir selbst. Aber was soll's, wer zur falschen Zeit mit der richtigen Sache Neuland betritt, muss damit rechnen, abgezockt zu werden. Also nehme ich meine digital überarbeiteten „Echos aus der Zeit der grünen Reise“ und gehe noch einmal über Los.

Achim Reichel, April '98

Die Titel

  1. Turbulenzen, Teil 1 (A.R. 5)
  2. 10 Jahre lebenslänglich, Teil 1 (A.R. 3)
  3. Warum Peter nur noch Ferien macht (A.R. 3)
  4. Drei in Eins, Teil 2 (A.R. 5)
  5. Der Mann in Nappa (A.R: 4)
  6. Cosmic Vibration (A.R. 1)
  7. Erholung, Teil 1 (A.R. 6)
  8. Erholung, Teil 2 (A.R. 6)
  9. Jeder Tropfen träumt vom Meer (A.R. 4)
  10. Als hätte ich das alles schon mal gesehen (A.R. 1)
  11. Schönes Babylon (A.R. 1)
  12. Erinnerungen an übermorgen (A.R. 2)
  13. Das Echo der Zeit (A.R. 2)
  14. Turbulenzen, Teil 2 (A.R. 5)
  15. This Is The Skin Of Ecstasy (A.R. 4)
  16. Eisenpferde (A.R. 5)
  17. Drei in Eins, Teil 3 (A.R. 5)