Konzertbericht

Familiäre Rockparty mit tausend Nordlichtern

Open air mit Achim Reichel am Rostocker Speicher

REICHEL, trotz seiner fünfzig Jahre mit der Kondition eines Jungrockers gesegnet, war zweieinhalb Konzertstunden in bester Form und hatte eine vorzügliche Besetzung mitgebracht: Mikie Stickdorn (dr), Karl Allaut (g), Manfred Thiers (b), Peter Werner (keyb), und die Bläsersektion mit Andreas Böther (sax,fl), Ingolf Burghardt (tp) und Ludwig Nuss (tb).

Da ging die Musike ab – Kraft strotzender, geradlinig gespielter Rock mit Soul- und Bluesanklängen, der im Gegensatz zu dem im Studio zu steril digitalisierten Album mit erfrischender Lebendigkeit über die Bühne und den Hafen fegte. „Amazonen“ aus dem neuen Album führte ins komplexe Thema „Wahre Liebe“ ein, das dann mit vielen Texten variiert wurde – auch älteren, denn wie man nun hört, hat REICHEL eigentlich schon immer die wahre Liebe bedichtet und besungen.

Sehr schnell sprang der Funke zwischen Sänger und Publikum über, in fast familiärem Dialog wurden Wunschtitel abgefordert – Nordlichter unter sich, die die Fülle maritimer Themen, Motive und Bilder in sich aufsogen. Und REICHEL, das Nordlicht aus Hamburg, kam ebenfalls in beste Stimmung, lobte sein Publikum: „Ihr seid gut!“, legte in der zweiten Zugabenrunde noch seinen „St. Pauli Blues“ drauf – so hätte man dann noch eine ganze Weile weiterrocken können.

Dietrich Pätzold
Ostseezeitung – 28. August 1993