Und darum gehts bei Michels Gold

Achim Reichel

Wann, wo und wie genau unser Michel zur Symbolfigur des kleinen Mannes, des Normalbürgers, quasi des „deutschen underdog“, wurde, weiß heute niemand mehr so genau. Aber so sicher wie die Engländer ihren John Bull, die Dänen ihren Holger Danske oder die Franzosen ihre Marianne, so sicher haben wir unseren „Michel“.

Er war stets eher der Typ „ einfacher, armer Kerl“ und das Leben hat es nicht immer nur gut mit ihm gemeint. Dass die Lenker unserer Geschicke auch nur Menschen sind, mit dem Unterschied, dass ihre Fehlentscheidungen allen wehtun, hat ihn oft zur Verzweiflung gebracht. Aber es gibt etwas, an dem er sich aufrichten kann - Michel hat Kultur. Und die ist sein Gold. Sein Heiliger Gral. Sein Lebensbrunnen. Der Gedanke, dass sich Vergangenes mit Gegenwärtigem zu einer besseren Zukunft verbinden möge, gibt ihm Hoffnung, und darum geht’s bei „Michels Gold“.

Hier steh ich und kann nicht anders!
Meine VolXLieder und Balladen 2008

01. Die Heinzelmännchen 4:21

Heinzelmännchen sind in diesem Falle Hausgeister. Sie gehören zur Gruppe der Kobolde, Wichtel und Zwerge. In Skandinavien nennt man sie Trolle und auf den Britischen Inseln Brownies. Leider sind die Zeiten vorbei, in denen die Heinzelmännchen bei Nacht die Hausarbeit für uns erledigten. Moderne Zeiten bringen es mit sich, dass uns heute kleine Technikwunder dabei helfen unseren Alltag zu meistern. Aber wehe der Strom fällt aus: „Oh je, dann sind sie alle fort …“ Der Maler und Dichter August Kopisch hat aus einer alten Volkssage diese Ballade gereimt.

02. In einem kühlen Grunde 2:52

Der Text von Joseph von Eichendorff könnte genau so auch zu einem Blues- Song unserer Tage passen. Das „Liebchen ist verschwunden“ und was bleibt, ist das Mühlenrad im eigenen Kopfe – härter kann's nicht kommen.

03. Bunt sind schon die Wälder 3:05

Diese unvergängliche Melodie ist von Johann Friedrich Reichardt. Der Text von Frhr. von Salis-Seewis erzählt in malerischen Bildern, wie es am Weinberg beim „frohen Erntetanz“ zugeht. Da staunt der Norddeutsche und möchte am liebsten gleich hinfahren, so exotisch scheint ihm das. Das Arrangement mag dem Einen oder Anderen etwas ungewöhnlich erscheinen; sei's drum, gewöhnliches gibt es schon genug.

04. Mariechens Blues 3:15

Das Thema „Vater lässt Mutter mit Kind sitzen“ ist aktuell wie eh und je. Von dem österreichischem Offizier und Schriftsteller Freiherr von Zedlitz ging das Gerücht um, dass ihm seine Gewissensbisse dieses Lied schrieben ließen.

05. Der Blues vom schweren Traum 3:28

Dieses aus der Zeit um 1600 anonym überlieferte Lied erzählt von einem surrealen Albtraum. Der Rosmarinstrauch gilt in vielen Mythologien als Zauberpflanze, die gegen böse Geister wirken soll. Bei seinem Weg durch die Jahrhunderte entstanden viele Textvariationen. Daran beteiligt waren u. a. auch Hoffmann von Fallersleben. Der hier verwendete Text wird August Zarnack zugeschrieben. Eins der seltenen Volxlieder in einer Moll-Tonart.

06. Meine Seele spannte weit ihre Flügel aus 5:33

Es war unser aller Joseph von Eichendorff, der uns diese wahrlich himmlischen Verse beschert hat. Ich hoffe er wird mir verzeihen, dass ich für die Liedform seiner „Mondnacht“ zwei weitere Verse aus seinem Gedicht „Im stillen Grund“ hinzugefügt habe.

07. Der Goldrausch 6:24

Ballade von Ferdinand Avenarius mit immergültiger Aussagekraft. An entscheidender Stelle hätten die Fischer mit ihrem unerwartet guten Fang zufrieden sein sollen, aber nachdem ein goldener Fisch im Netz zappelt, vergessen sie, wer ihnen diesen Fang gebracht hat, und auch unter welcher Bedingung. Sie hätten den Sohn des Neck (Meergeist aus der nordischen Mythologie) zurück in's Meer werfen sollen. Oh weh, nun werden alle Fische zu Gold und ihr Gewicht reißt den ganzen Kutter mit Mann und Maus in die Tiefe.

08. Timm Clasen (Teil 1 & 2) 5:41

Dieses Eifersuchtsdrama ist eine der weniger bekannten Balladen des 1926 verstorbenen Hamburger Dichters Otto Ernst. „Hey Timm Clasen, heut gibts einen Fang“ – was soviel heißt wie „heute fängst Du Dir noch was ein“ oder „heut gibt's noch was“. Tja, und der Fang kommt dann auch, aber ganz anders als Timm der Fischer sich das vorgestellt

09. Dies ist ein Herbsttag 2:56

Die Melodie zu dem Gedicht von Christian Friedrich Hebbel flog mir auf einem Waldspaziergang zu und am nächsten Morgen war sie immer noch da ...

10. Kein schöner Land 3:12

Dieser alte Ohrwurm vom Niederrhein überlieferte uns der Volksliedforscher und Dichtermusiker Anton Wilhelm Floretin von Zuccalmaglio. Hier geht's um ein geselliges Zusammentreffen am Busen der Natur. Die Sommersonne geht grad unter, eine bunte Schar trollt sich um ein Feuer, es wird gelacht, die Gläser klingen, es herrscht kein Rauchverbot, es wird gesungen und sogar getanzt. Momente wie man sie sich nur wünschen kann. Und wenn wir erst gut drauf sind, kann so falsch das Land nicht sein.

11. Mädchen von Tharau (Live) 3:48

Das Mädchen von Tharau soll vor über 300 Jahren in der Nähe von dem damaligen Königsberg in Verehrung für die Pfarrerstochter Anke Neander geschrieben worden sein. Das ursprüngliche Gedicht wurde von Simon Dach auf samisch Platt verfasst und später von Gottfried Herder ins hochdeutsche übersetzt. Die uns vertraute Walzer-Melodie von Friedrich Silcher erscheint hier in einem 4/4 Takt. Und weil sich nicht nur Anke angesprochen fühlen soll, hab ich mir die Freiheit genommen das Lied „Mädchen von Tharau“ zu nennen.

Michels Gold (Tangram / Indigo 912 642)
Michels Gold als Doppel-CD mit zusätzlichen Live- Aufnahmen (Tan/Ind 915-922)

In der Doppelausgabe außerdem LIVE von der GOLD TOUR FRÜHJAHR 2008

Die Titel

  1. Kein schöner Land 3:17
  2. Röslein auf der Heiden 3:02
  3. Im schönsten Wiesengrunde 3:54
  4. Die Gedanken sind frei 2:49
  5. Die Ballade von den Königskindern 5:08
  6. Trutz Blanke Hans 5:38
  7. Der Mond ist aufgegangen 4:18
  8. Regenballade 8:15
  9. Der Goldrausch 6:43
  10. In einem kühlen Grunde 3:13
  11. Der Erlkönig 5:02
  12. Der Wilde Wassermann 3:55
  13. John Maynard 3:57
  14. Der Rosenmund 3:56

Die Tourtagebücher der GOLDTOUR 2008 auf YouTube sprechen Bände …