Konzertbericht von 1973

Ein klarer Kopf auf der Popszene

Reichel in Köln: Meditative Improvisation
von Winfried Trenkler

A.R. & Machines Konzert 1973
A.R. & Machines Konzert 1973

„Was der Achim Reichel macht, das ist ungeheuer. Das ist Popgeschichte.“ So urteilt der erfahrene deutsche Popmusiker Mike Hirschfeldt. An diesem Wochenende kann man sich in Köln mit dieser euphorischen Behauptung auseinandersetzen. „Achim Reichel, Machines and Friends“ spielen am Samstag, 20.Oktober, 21.30 Uhr, im großen Sendesaal des Kölner Funkhauses in der Reihe „Nachtmusik im WDR“. Das Konzert wird von 22 Uhr an live im Dritten Hörfunkprogramm übertragen.

Der Hamburger Gitarrist und Sänger steht schon lange nicht mehr in dem Rampenlicht, in das er in seinen jüngeren Jahren geraten war. Die älteren Rockfreunde können sich noch an den blonden Leadgitarristen der legendären Rattles erinnern, dem besessene junge Mädchen nach dem Konzert das Hemd vom Leibe rissen. Nach seinem stillen Rückzug Ende der 60er, Anfang der 70er kam er als einer der originellsten Musiker und zugleich einer der klarsten Köpfe der Deutschen Popszene wieder hervor.

Achim Reichel

Er schlug ein Angebot seiner alten Mitstreiter aus, die Ur-Rattles aufs Neue zu formieren. Reichel komponiert und entwirft seine Musik allein. Wenn sie reif für die Plattenaufnahme ist, findet er Freunde genug, die ihm bei der Studioarbeit helfen. Bei seiner jüngsten LP, „A.R.4“, waren es fast zwölf.

Reichel nennt seine Musik jetzt „Meditative Rock-Improvisation“. Jedoch anders als der neuberühmte John McLaughlin oder Carlos Santana tritt der kühle Hamburger nicht mit gefalteten Händen vor sein Publikum, noch zelebriert er die andachtheischende Gedenkminute und präsentiert sich in wallendem Indisch-Weiß. Die Meditation, die er seit einiger Zeit praktiziert, hilft ihm, seine Energie zu sammeln und den Kopf klar zu behalten.

Kölner Stadtanzeiger - Samstag/Sonntag,20./21. Oktober 1973 - Rubrik: POP