Konzertbericht

Capitol/Party mit Achim Reichel

„Noch 'n Liiied“

Foto: Rita Hardt
Foto: Rita Hardt

… Und immer wieder ziehen die Waterkant-Barden durch die Lande, um dem Volk fern der See von den Wahrheiten des Meeres zu künden. Da gibt es den Vorabendserienpolizisten Jan Fedder, dessen indiskutabler Auftritt vor zwei Wochen jeder Schülerband Mut machen sollte. Es gibt den wunderbaren Ulrich Tukur. Und es gibt Achim Reichel, dem einfach niemand das Wasser reichen kann. Dreißig Jahre ist der mittlerweile 54jährige im Geschäft, zwei Drittel davon solo. Und das Hit-Potpouri, das er seinen Fans in diesem Jahr anbietet, ist wie eine kleine Bilanz.

1200 Leute, von denen ihn viele wohl schon als „Rattle“ kannten, kamen am Sonntag ins Capitol, um mit ihm eine Party zu feiern. Vor ihnen stand kein Star, sondern der nette Achim von nebenan, der sich über so viel Begeisterung freut und statt schlauer Worte lieber „noch 'n Liiied“ in die Runde wirft.

Von Verschleißerscheinungen keine Spur, das spitzbübische Lächeln erstrahlt wie vor 20 Jahren, und für einen kleinen Smalltalk mit den Leuten in den ersten Reihen ist er immer zu haben. Anmacher- oder Auflehnerposen hat er nicht nötig, sein schlichtes, sympathisches Auftreten reicht, man muss ihn einfach mögen. Seine Lieder zwischen Rock, Blues und Schunkel-Shanty sind wie alte bekannte, sie handeln von Loosern und Legenden, vom „Spieler“, von „Boxer-Kutte“, von Steaks und Bier und Zigaretten und von „Kuddel Daddel Du“.

Bei „Aloha Heja He“, seinem größten Hit, hüpfte auch der letzte im Capitol mit ins Boot. Und das die Wiederholung des Refrains nach dem letzten Stück viel besser ist als „Zugabe, Zugabe“, versteht sich von selbst.

Uwe Witsch
Hannoversche Allgemeine Zeitung - 5.5.98