Pressestimmen

Deutsche Literaten im Blues-Gewand - Neues Album von Achim Reichel

„Ich möchte die alten Volkslieder am Leben erhalten“, sagt ACHIM REICHEL, wenn er über sein neues Album „Michels Gold“ spricht. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, interpretiert der wandelbare Altrocker aus Hamburg auf seiner neuen CD, die an diesem Freitag erscheint, Volkslieder neu, und er vertont sowohl Balladen als auch Gedichte deutscher Literaten.

Herausgekommen sind vor allem Blues-Stücke. Mit seiner tiefen, rauchigen Stimme sorgt REICHEL dafür, dass Texte von Joseph von Eichendorff oder Simon Dach nicht aus dem Gedächtnis des „deutschen Michel“ verschwinden. „In der Kultur finden sich wertvollere Botschaften als in unserer gegenwärtigen Zeit, in der die Menschen nur als Konsumeinheiten begriffen werden“, sagt REICHEL. Deshalb auch der Albumtitel „Michels Gold“: REICHEL sieht in der Kultur den wahren Schatz der deutschen Seele.

Mit „Michels Gold“ knüpft der 64-jährige ACHIM REICHEL an sein 2006 erschienenes Album „VolXLieder“ an. „Ich bin ein Fan der Romantik“, sagt REICHEL, der mit seiner ehemaligen Band The Rattles schon mit den Beatles auf Tournee gewesen ist. „Das Gedankengut jener Zeit ist dem Leben näher als heute. Es ist wahrlich unformatiert und lässt den Gedanken freien Lauf“, erklärt der Musiker, warum er selbst so begeistert von der „hohen Wortkunst“ der alten Literaten ist.

Der Künstler hat viel gelesen und seine Vorlagen selbst ausgewählt. Die Texte hat er kaum verändert, lediglich bisweilen Strophen ausgelassen oder im Fall des Stückes „Meine Seele spannte weit ihre Flügel aus“ das Gedicht „Mondnacht“ von Eichendorff um Verse eines anderen Gedichts des Romantikers erweitert. REICHEL betont aber, dass den Stücken kein elitärer Anspruch zugrunde liege. „Die Texte aus der deutschen Literatur sind heute Volksgut. Jeder ist Michel“, sagt er.

Melancholisch, verträumt, dabei getränkt mit vielen sehnsuchtsvollen Klängen, aber zwischendurch auch immer wieder erheiternd, präsentieren sich die Lieder auf „Michels Gold“. Die Sage der Heinzelmännchen, die von August Kopisch im 19. Jahrhundert aufgeschrieben wurde, und die Reichel nun ebenso musikalisch umsetzte wie das Volkslied „Kein schöner Land“, werden umrahmt von traurig- ernsten Stücke wie „Mariechens Blues“.

Ob das Vertonen deutscher Literatur und Volkslieder nun zu REICHELs Altersaufgabe wird, weiß der Musiker noch nicht: „Das wird sich zeigen. Meine Fans wissen, dass ich immer mal wieder einen Haken geschlagen habe.“ Rückblickend auf seine bislang 45-jährige Karriere als Musiker empfindet er heute ein „großes Lebensglück“. REICHEL, der immer wieder auch als Produzent tätig gewesen ist, glaubt, dass es der musikalische Nachwuchs in Deutschland heute schwer hat. „Der gesamte deutsche Rundfunk redet von Vielfalt, aber in Wirklichkeit werden immer weniger verschiedene Lieder gespielt“, sagt der Musiker. „Die Medieninstanzen haben nur ihre Quote im Kopf.“

Nach Erscheinen seines neuen Albums startet REICHEL zusammen mit seiner Band Ende September die „Gold“-Tour. Der Auftakt ist am 26. September in Dresden, den Abschluss bildet ein Zusatzkonzert am 7. Oktober in Hamburg.

Dpa, Tobias Chmura, 29.08.2008

Achim Reichels neues Album

Nie war seine Stimme besser als jetzt, egal ob Blues, Country, oder Cajun, alles klingt einfach wunderbar. „Michels Gold“ heißt das neueste, 20. Werk von ACHIM REICHEL, das am 29. August veröffentlicht wird. Und wie schon 2006 in seinem Erfolgsalbum „VolXLieder“ (war monatelang in den Charts) lässt REICHEL wieder alten deutschen Literaten den Vortritt. So wird aus „Mariechen saß weinend im Garten“ 1832 von J. Chr. Von Zedwitz getextet, „Mariechens Blues“ und aus dem alten Lied „Kein schöner Land“ ein Countrysong. In „Timm Clasen“ ähnelt REICHELs Stimme der von Lou Reed. Beim Interview im TH2 am Mittelweg erzählt Reichel: „Ich habe die manchmal altertümlichen Texte von Joseph von Eichendorff & Co ein wenig verändert, aber nicht entstellt. Und den Melodien habe ich einen anderen Rhythmus gegeben. Ich möchte zeigen, dass es hier etwas gibt, was Größe hat. Leider haben wir verlernt, mit diesem Liedgut umzugehen. Das möchte ich mit „Michels Gold“ verändern. Denn ich verstehe mich da als Erneuerer.“ Er hätte auch weitermachen können im musikalischen Stil seiner Band „Rattles“ (spielte in den 60er und 70er Jahren unter anderem mit den „Beatles“ und den „Rolling Stones“). „Aber wer will ein Leben lang Musik machen, die er mit 17 gespielt hat?“, fragt der junggebliebene 64-Jährige.„Ich lass mich auf keinen Fall vereinnahmen von Dingen wie Massenwirksamkeit um jeden Preis.“ Seine „Gold“-Tour führt ihn mit Band am 1. Oktober nach Worpswede, am 2. nach Oldenburg, am 5. ins Kieler Schloss und am 6. Oktober gibt er das Heimspiel in der Hamburger Fabrik.

Die Welt, Doris Banuscher, 01.08.2008

Achim Reichel - „Michels Gold“

1961 begann die über 40-jährige Erfolgsgeschichte des Hamburgers. Er gründete The Rattles, eine der erfolgreichsten frühen Beat-Bands Deutschlands. 1963 gingen sie sogar gemeinsam mit den Rolling Stones auf England-Tour. Schon 1976 - ein Jahr, bevor sich die Rattles auflösten - sagte REICHEL: „Volksmusik muss leben, und das kann sie nur, wenn man sie in das Klangbild der Zeit hebt.“ Damit entfernte er sich immer mehr vom Krautrock und widmete sich der Vertonung klassischer deutscher Lyrik. „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, „Der Zauberlehrling“ oder auch der „Erlkönig“ setzte er in düster-melancholische Klangbilder um. Auch auf seinem neuem Album stammen die Texte von Dichtern wie Eichendorff oder Hebbel. Für ihn sind sie „Wortmagiere, die die Seele berühren“. Den magischen Worten mischte er Blues-Klänge bei und so wurde zum Beispiel aus „Mariechen saß weinend im Garten“ „Mariechens Blues“ oder aus Hoffmann von Fallerslebens „Ich habe die Nacht geträumet“ „Der Blues vom schweren Traum“. „Michels Gold“ ist ein Doppelalbum, bestehend aus elf deutschen Kulturschätzen und einer Live-CD.

NDR 2 Soundcheck, Peter Urban, 04.09.2008

 

Glänzend - Reichels neues Album „Michels Gold“

Vom Michel aus bekommt man eine wunderbare Sicht über Hamburg. Seine ganz eigene Sicht über den Michel hat der gebürtige Hamburger ACHIM REICHEL. Sein neues Album heißt „Michels Gold“, wobei damit nicht die bekannteste Kirche der Hansestadt gemeint ist, sondern das, was dem Engländer John Bull,dem Dänen Holger Danske und den Franzosen ihre Marianne: eine nationale Identifikationsfigur. Der Deutsche Michel. Wie bereits auf dem Vorgängerwerk „VolXlieder“ vertont REICHEL Traditionals, also deutsche Volkslieder. Mehr noch als auf dem vor zwei Jahren erschienenen Tonträger gelingt dem Ex-Rattles-Sänger ein harmonisches und stimmiges Album. Wie bereits 1978 auf dem Album „Regenballade“ und fünfundzwanzig Jahre später auf „Wilder Wassermann“ funktioniert die zeitgenössische Interpretation der Texte von Joseph von Eichendorff oder Hoffmann von Fallersleben. Mit sonorer Stimme trägt REICHEL seine umarrangierten Songs vor. Aus dem Munde von REICHEL klingt „Kein schöner Land“ wie politische Zeitkritik und Ferdinand Avenarius Ballade „Der Goldrausch“ gerät zu einer aktuellen Konsumkritik. Ein absolutes Highlight ist das zweiteilige Stück „Timm Clasen“. Seine Band um Frank Wullf (früher bereits bei der von Reichel produzierten Band Ougenweide), dem holländischen Akkordeonisten Berry Sarluis und dem englischen Geiger Pete Sage entwickelt eine ungeahnte Spielfreude. Deutlich wird das auf dem Live-Mitschnitt der Deluxe-Edition des Albums. „Der Goldrausch“ gewinnt deutlich gegenüber der Studiofassung. Die singende Säge stürzt die Live-Fassung der „Regenballade“ in tiefe Schaurigkeit. Das letzte Mal, dass man eine Band mit soviel Spielspaß auf einem Album erleben durfte, war auf Bruce Springsteens „Seeger Sessions“: ebenfalls ein Album mit Interpretationen von Traditionals.

Westfalenblatt, Carsten Vogel, 06.09.2008

Der aktuelle CD-Tipp: Achim Reichels neue VolXLieder

ACHIM REICHEL: Michels Gold (Tangram/Indigo). Was er anno 2006 mit „VolXLieder“ begann, setzt der Mann, der in den 60er-Jahren als Sänger der Rattles eine Art deutscher Paul McCartney war, mit „Michels Gold“ fort – er vertonte Texte deutscher Dichter und Denker. Das reicht von Hebbel („Dies ist ein Herbsttag“) bis Eichendorff („In einem kühlen Grunde“), von „Kein schöner Land“ bis „Mädchen von Tharau“. Und „Mariechen saß weinend im Garten“ verkürzt Reichel auf „Mariechens Blues“. Musikalisch treibt der bald 65-Jährige sich allerdings mehr in den Kneipen von New Orleans, im Dunstkreis von Tom Waits und Dr. John als im 17., 18., 19. Jahrhundert herum, und seine Stimme hört sich an, als komme sie aus einer Gruft. Wer sich die volle Kultur-Dröhnung geben will, der greife zur Deluxe Edition. Die beinhaltet eine zweite CD mit 14 Live-Mitschnitten von Songs, die überwiegend aus der jüngsten Vergangenheit Achim Reichels stammen, darunter „Röslein auf der Heiden“, „Der wilde Wassermann“ und „Im schönsten Wiesengrunde“, aber auch 30 Jahre alte Beinahe-Klassiker wie „Regenballade“ und „Trutz blanke Hans“.

Main-Post, 07.09.2008

 

Achim Reichel entstaubt „Michels Gold“

Seit ACHIM REICHEL in den 60ern mit den „Rattles“ zur beliebtesten deutschen Beat-Band gekürt wurde, hat er viel experimentiert und von Kiffer-Musik mit „Wonderland“ über Seemannslieder und Platten zu deutschen Texten des Frankfurter Schriftstellers Jörg Fauser ganz unterschiedliche Wege beschritten. So gelang ihm 2006 mit „Volxlieder“ ein besonderer Treffer. Mit seinen neuen Weisen zu alten deutschen Gedichten entwickelte er eine Zeitspur, die begeisterte. Mitreißend so auch die Fortsetzung dieses Einfalls. Auf „Michels Gold“ würdigt er Eichendorff („Meine Seele spannte weit ihre Flügel aus“) oder singt zündend „Kein schöner Land in dieser Zeit“ so rockig und mitreißend, dass man ihn einfach bewundern muss. Ohne penetrant deutschtümelnd oder nostalgisch zu sein, schafft er es, der im kollektiven Bewusstsein schlummernden Lyrik ein musikalisches Gewand zu verleihen, das sie zeitgemäß und wieder nachdenkenswert erscheinen lässt. Der 65-Jährige mit seiner vollen, tiefen Stimme entwickelt dabei eine Vielfalt an Stilmitteln, die nie langweilt. Die fünf Mann von der Begleitband, die Arrangements, der Wechsel in Rhythmus und im Spielwitz – das ist auf angenehme Art launig, überraschend und niemals langweilig. Das Erstaunliche dabei ist, dass hierbei der aus den USA importierte Rock ’n’ Roll, mit dem ACHIM REICHEL ja aufgewachsen ist, auf lockere und nicht aufgesetzte Weise mit klassischer deutscher Sprache eine Fusion eingehen, in der beide Elemente ohne Dominanz einer Seite ihre künstlerische Größe bewahren. Hochachtung also für einen Rock-Musiker, der sich mit diesem Alterswerk ein Denkmal gesetzt hat.

Frankfurter Neue Presse, Hadayatullah Hübsch, 10.09.2008