Fledermaus – komplett mit eigenen Texten

(1988 / 2009) Tangram / Indigo 937402

Ich musste selber ran …
Das erste Album, bei dem ich alle Texte selbst geschrieben habe, weil Jörg Fauser sich gerade um sein Leben gebracht hatte. Der war mit einem Laster kollidiert. Jörg hatte mich allerdings schon Jahre zuvor immer wieder animiert, es mit dem Texten doch selber zu versuchen.

Er meinte aus meiner Einflussnahme auf seine Verse herauslesen zu können, dass ich das auch in Eigenregie hinbekäme. Ich notiere also seitdem artig jede Idee, jeden Satz und jeden Text auf irgendwelchen Zetteln, wenn diese mir von Bedeutung erscheint. So habe ich zu Beginn der Produktion einen erklecklichen Fundus für meine Textereien.

Achim Reichel

Wie ich texte …
Diese Ideen dienen mir als Ausgangpunkte und ich versuche, die dort enthaltenen Gedanken weiter auszuführen. Bei ‚Fledermaus‘führte das allerdings zunächst dazu, dass ich schon mal bis zu acht Strophen für ein Lied zusammen schrieb – der Titel aber eigentlich nur drei benötigte. An diesen zeitraubenden Arbeitsstil musste ich mich erst gewöhnen. Aber so entstand langsam meine ureigene Art, Liedtexte zu erarbeiten. Oftmals schreibe ich einfach drauflos und dabei kommt das Thema dann wie von selbst ins Spiel. Erst jetzt versuche ich gezielt, den Text weiter auszuformulieren. Nicht selten führen mich griffige Phrasen und Reime zu den für mich interessanten Inhalten.

Achim Reichel

Insgesamt ist das für mich ein komplizierter Vorgang, weil ich ja kein Gedicht schreiben will, sondern ein Lied. Das heißt: Ich muss mich nebenbei noch um Rhythmen, Melodien und Silben kümmern, die am Ende alle zusammen gehen sollen. Man muss sich das als ständigen Abgleichungsprozess zwischen Wort und Melodie vorstellen – aufwendige Arbeit, übrigens heute noch genauso wie damals.

Ich schreibe Liebeslieder
Für ‚Fledermaus‘ variierte ich immer wieder einen Grundgedanken: Der einzelne Mensch ändert nicht die Welt, aber sein eigenes Umfeld bewegt er schon. Daher ist das Thema Liebe in meinen Liedern auch häufig vertreten. Dazu äußerte sich mal ein Journalist: „Liebe – was Besseres ist Dir wohl auch nicht eingefallen?“ Der Mann hatte Recht. Weil, es für mich auch wirklich nichts Wichtigeres gibt.

Achim Reichel

Apropos Liebe …
Von der Liebe fühlten sich offenbar auch die Hörer angesprochen, denn ‚Fledermaus‘ ist gut gelaufen. Für mich war es natürlich wichtig, festzustellen, dass selbstgeschriebene Texte meiner Karriere keinen Abbruch taten. Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich ziemlich aufgeregt war, wie die neuen Texte ankommen würden. Und ich war anfangs gar nicht sicher, ob ich meinen eigenen Ansprüchen an Liedtexte überhaupt gerecht werden konnte. Schließlich wollte ich zu einer eigenen Sprachauffassung kommen. Und so etwas muss reifen. Für mich war das gesamte Projekt also wieder einmal völliges Neuland. Aber sowohl Publikum als auch Kritiker mochten die Platte – obwohl sie keinen ausgesprochenen Hit enthielt. Mein Lieblingsstück ist Ma Cherie. Irgendwie ein gelungener Wurf, mit kleinem Text und viel Gitarren-Passagen – mag ich halt. Zufrieden bin ich obendrein mit: Die Nacht hat viele Sterne. Eine schöne Verschmelzung von Melodie (etwas komplexer) und Text. Der gefällt mir heute noch:

Die Nacht hat viele Sterne und zwei davon sind wir.
Wir leuchten nur im Dunkeln, aber dafür um so mehr.

Die Titel

Fledermaus -  Ma Chérie -  Nur ein Mann -  Cool -  Für immer und immer wieder -  Du fehlst mir - Träume unterm Hammer -  Mixer Johnny - Blues in der Nacht -  Die Nacht hat viele Sterne Bonus: Fledermaus (Live in Berlin)