Über die Achim Reichel Volxtour 2006

Hannover/Theater am Aegi

Achim Reichel: Neue Zugänge zu altem Liedgut
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 18.09.2006, Kerstin Hergt
Reichel singt vor einem immer wieder in Jubel ausbrechenden Publikum von Rübezahl und jungen Mädchen, die auf mysteriöse Weise verschwinden, von dunklen Wäldern und rauer See. Er trägt schauerlich-schöne Geschichten vor und erinnert mit seiner zuweilen düster-rauchigen Stimme an Nick Cave und seine „Murder Ballads“. Ein im doppelten Sinne sagenhaftes Konzert.

Volkslieder rocken wieder – 1200 bei Achim Reichel im Aegi!
Neue Presse, 19.09.2006, Matthias Halbig
Hannover. Achim Reichel rettet Volxlieder. Reihenweise. Stundenrund. Schreibt sie mit "XL" in der Mitte, ihrer verborgenen Größe wegen. 1200 Fans im ausverkauften Aegi (…) sind bald aus dem Häuschen. Mit Banjo, Tuba, Fiedel, Drehleier und Klampfe (…) haben die Volkslieder unter Reichels Mühen am Konzertende eine höhere Decke bekommen. Man stößt sich gar nicht mehr dran.

Bielefeld/Ringlokschuppen

Achim Reichel und Band brillierten im Ringlokschuppen
Bielefeld Direkt, 20.09.2006, Rainer Mueller
Es war gestern ein Abend der besonderen Art: Achim Reichel, früherer Leadsänger der legendären Rock and Roll-Formation „The Rattles“, die in den sechziger Jahren in Deutschland Kultstatus erreichte, hat sich mit seinem neuen Album „Volxlieder“ altem Kulturgut neu genähert. „Röslein auf der Heiden“ mal rockig-fetzig? Bei dem inzwischen 60 Jahre jungen Achim und seiner Band gesanglich wie auch instrumental keine Hürde. „Die Gedanken sind frei“, früher oft verpönt, wird bei Reichel zum rundumerneuerten Song, der durchaus Chart-Chancen besitzt. Das Publikum im völlig ausverkauften Ringlokschuppen, überwiegend über 40 und mehr, dankbar für einen völlig neuen Trend. Mit „Volxlieder“ tut Achim Reichel derzeit auf einer CD mehr, als Gotthilf Fischer jemals in einem Stadion mit seinen Mega-Chören oder Karl Moik in seinen unzähligen TV-Shows geschafft haben.

Münster/Kongreßsaal

Sah ein Rocker ein Röslein steh'n
Münstersche Zeitung, Wolfgang Haberscheidt, 25.09.2006
Kulturgut von einst wieder ins Gedächtnis zu bringen, da fühlt sich Reichel, Botschafter des Goethe-Instituts, seit jeher herausgefordert. Er macht's dann auf seine Art: frischwärts und kreativ. Unterlegt das Original mit knalligen, modernen Riffs, bearbeitet die Vorlage so lange, bis sie schließlich als neues „Volx-Lied“ anmutet. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Selbst Klassiker wie „Röslein auf der Heide“ oder „Hohe Tannen“ wirken jetzt gar nicht altmodisch, sondern tönen herrlich unprätentiös – als hätte die Nation sie nie anders als in diesem fetten Beat-Rhythmus geschallert. Meister Reichel hat den Konzertbesuchern sowieso viel zu bieten. Shantys, Balladen, zudem jene kleinen, netten musikalischen Sittengemälde, mit denen er seine Waterkant-Geschichten erzählt. Anekdoten über das Leben auf See – von der Sehnsucht nach wahrer Liebe und den Enttäuschungen verlorener Träume. Stürmischer Applaus, bis der Vorhang fällt.

Bremen/Halle 7

Gereift mit Volksmusik
Weser Kurier, Anders Becker, 25.09.2006
Man vermag es kaum zu glauben, dass der Mann, der mit seiner Band in der Stadthalle 7 zu Gast war, in diesem Jahr 62 geworden ist: Er bewegt sich nicht nur sehr jugendlich, er spricht vor allen Dingen so, dass man ihn für einen MTV-Moderator halten könnte. Vielleicht allein die Tatsache, dass Achim Reichel nach wilder Beatmusik, experimentellen Improvisationen und dem Komponieren eigener deutscher Texte bei der Bearbeitung heimatlicher Volksmusik angekommen ist, vermag auf fortgeschrittene Reife schließen. In den Musikantenstadl würde Reichel mit seinen fünf Begleitmusikern trotzdem nicht passen. Dafür sind die Arrangement zu sehr am Rock orientiert. „Lieder müssen sich mit der Zeit verändern“ teilt er dem Publikum mit, um „Der Mond ist aufgegangen“ mit tiefem, rotzigen Gesang und stampfig-erdigen Bluesrockgerüst zu präsentieren. Den vielfältigen Instrumentierungen seines aktuellen Albums Rechnung tragend, haben sich seine Kollegen auch auf der Bühne als Multi-Instrumentalisten zu bewähren: Allerlei Saiteninstrumente, akustische, wie elektrische kommen zum Einsatz, Akkordeon, Keyboard, Geige, Flöten, Tuba, Kontrabass und sogar eine singende Säge werden verwendet. Wohl dosiert in die beiden Sets verteilt sind einige von Reichels kommerziellen Erfolgen der letzten 20 Jahre, dabei fügen sich die Shantys auch thematisch problemlos ein.

Brunsbüttel/Elbeforum

Alte Volkslieder einmal ganz anders: Achim Reichel rockt im Elbeforum
Dithmarscher Landeszeitung, Brunsbütteler Zeitung, 25.09.2006, Dirk Lotze
„Es ist schon erschreckend, dass man heute nur noch eine Möglichkeit hat, zu irritieren – nämlich, indem man alte deutsche Volkslieder vorträgt“, sagte Reichel. Trotz ihrer Eigenwilligkeit sind aber auch diese Songs zweifellos in die Rubrik „Typisch Reichel“ einzuordnen. Als Achim dann traditionell zum Schluss des Hauptprogramms seinen Nummer-Eins-Hit „Aloha Heja He“ anstimmte, gab es in den Sitzreihen überhaupt kein Halten mehr.

Kiel/Schloß Kiel

Achim Reichel half im ausverkauften Schloss den Volksliedern wieder auf die Beine
Kieler Nachrichten, 29.09.2006, Manuel Weber
Kiel - Man hat es geahnt und hätte es eigentlich sogar wissen müssen. Achim Reichel hat's drauf, auch mit nunmehr 60 Jahren. „Was so anfängt, kann nur gut werden!“, unkt der wettergegerbte Blondschopf nach dem Riesenjubel schon zu Anfang des Konzerts und wo man schon dabei ist, sich von nichts mehr überraschen zu lassen: auch in diesem Fall behält das ehemalige Rattles-Mitglied selbstverständlich Recht. Der Reichel war wohl schon immer so, dass bei ihm Songs einen stilistischen Anstrich bekommen konnten, der bei anderen unecht, blöd oder rührselig gewirkt hätte, bei dem St. Paulianer aber nur einen glaubwürdigen Individualisierungsprozess spiegelt. Sicher hilft die multiinstrumentale Eleganz seiner Mitmusiker, die viel mehr leisten als bloße Begleitung. Sie verstehen, was Reichel von den Liedern will, wo sein Zugang ist und helfen und gestalten mit einem organischen, maritim-folkigen, warmen Sound. So bildkräftig wird konzeptionelle Musik nur selten. Die Zuschauer im Schloss stehen Kopf und die Volkslieder auch. Oder besser gesagt, genau andersherum: Musiker wie Achim Reichel helfen der Volksmusik wieder auf die Beine.

Flensburg/Deutsches Haus

Der alte Mann, das Meer und die Musik
Flensburger Tageblatt, 10.09.2006, wal
Reichel & Band geben Heimspiel im Deutschen Haus. Seit Titel drei tobt das Publikum, auch stehend, als könnte jedes Lied das letzte sein. Reichel hat viele Fans – gestern zum Beispiel ein ganzes Deutsches Haus voll. Mit Seeräuberstimme und oft im Sprechgesang erzählt er Geschichten… Das Seemannsgarn, das er dazwischen spinnt, ist witzig, nie fremd, mal so lang wie die Lieder, mal länger und immer so wie das Leben.

Mainz/Frankfurter Hof

Freibeuter der Volksmusik
Allgemeine Zeitung Wiesbadner Tagblatt, Wormser Zeitung, 02.10.2006, Michael Jacobs
Seit einiger Zeit beackert Reichel mit rockiger Harke die Wurzeln des heimischen Lieder- und Balladen-Erbes, ein Sämann mit geschliffener Folk-Forke, dessen Ernte im Frankfurter Hof ganz ohne Patina, Pathos und pseudovölkische Fremdbesetzung aus dunklen Epochen auskommt. Die Band schaltet virtuos zwischen Geige, Akkordeon, Drehleier und E-Gitarre, während Reichel mit frischem Wind durch die Songs aus uralten Zeiten pflügt und sie mit singender Säge vom ehernen Sockel der Liederkränze kippt. Musikalische Freibeuterei in den Schatztruhen der Völker und der Jahrhunderte hat uns den Blues, Jazz, Rock´n´Roll beschert. Reichel lädt die Lieder der Deutschen nun zur globalen Session: Sie fühlen sich sauwohl dabei.

Ein Rübezahl im Rockgewand
Frankfurter Neue Presse, 05.10.2006, Walter Fischer
Achim Reichel rockt deutsches Liedgut im restlos ausverkauften „Frankfurter Hof“ in Mainz. „Volxlieder“ heißt die bemerkenswerte aktuelle CD von Achim Reichel. Und wie der Titel sagt, enthält das Album Lieder aus vergangenen Jahrhunderten, deutsches Volksgut. Die heutigen Deutschen tun sich schwer mit diesem Teil ihrer musikalischen Tradition, was nicht nur daran liegt, dass viele volkstümliche Melodien und Texte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor den Karren einer irrigen Ideologie gespannt wurden. Auch seichtes Schunkeln, wie man es aus Dutzenden von Fernsehsendungen kennt, trägt nicht zu einer Rehabilitation der Volkslieder bei. Reichel ist daher zu danken, dass er sich ihrer angenommen hat. Achim Reichel hat in Mainz hervorragende Mitspieler zur Seite: Martin Engelbach am Schlagzeug und Uwe Granitza an Bass, Tuba und Posaune liefern ein solides Fundament, auf dem sich Pete Sage an der Violine und Mandoline und Berry Sarluis am Akkordeon und anderen Tasteninstrumenten frei entfalten können. Multiinstrumentalist Frank Wulff, der unter anderem Gitarre, Monochord, Flöte, Mandola und Schalmei spielt, trägt ebenfalls erheblich zum Gesamtsound der „Volxlieder“ bei.

Volkslieder im hard-rockigen Gewandt
Rhein-Zeitung Koblenz, 02.10.2006, Lenard Hanson
Achim Reichel bringt auch alte deutsche Volkslieder dazu, dass sie klingen wie Reichel-Songs. Volkslieder?… Nein, keine Sorge. Achim Reichel bleibt sich treu. So wie immer. Dass er damit überraschenderweise sogar noch einmal in die Charts und nicht etwa in die Volksmusik-Hitparade kommt, ist ein schöner Nebeneffekt.

Köln/Theater am Tanzbrunnen

Gutes altes deutsches Liedgut
Kölner Stadtanzeiger, 02.10.2006, sk
Die Rattles sind Geschichte, Achim Reichel nicht. Er erzählt Geschichten, gute alte deutsche Geschichten. Wenn er von Seefahrern singt, dann hört man den Wind in den Segeln knattern, wenn er seinen Klassiker „Fliegende Pferde“ röhrt, dann sitzt man neben ihm im Strandkorb und suhlt sich selbstverliebt in seinen Depressionen. Neuerdings singt Achim Reichel Volxlieder, wohl gemerkt keine Volkslieder, gutes altes deutsches Liedgut. Wenn er „Der Mond ist aufgegangen“ röhrt mit einer Stimme, die an Tom Waits erinnert, dann muss man keine Sorge haben, er könne eines Tages in den Musikanten-Stadl eingeladen werden. Er liebe Ringelnatz' Gedichte, aber dessen Verse seien nicht singbar, deshalb habe er seinen Kuddeldaddeldu selbst geschrieben, erzählt er. Und dann kommen sie doch noch, die Seefahrer-Hymnen, die das Publikum spät, aber immerhin, von den Stühlen holen.

Hamburg/Laeiszhalle

Er geht seinen Weg – die Fans folgen
Hamburger Abendblatt, 28.09.2006, Volker Albers
Er ist ein unkonventioneller Typ, einer, der unbeirrt seinen Weg geht. Sich nicht mehr schert um das, was die Radiostationen und die Plattenfirmen von ihm erwarten. Wie sehr ihm seine Fans folgen, zeigen diese Konzerte – das erste (von zweien) ist seit langem ausverkauft.

Warum denn deutsche Volkslieder?
Die Welt, 04.10.2006, sth
Achim Reichel ist der Hamburger Jung unter den Rocksängern, ein Mann zum Äppelklaun, und das Publikum, das er in der Laeiszhalle versammelt, ist schon deutlich in den Jahren ergraut. Das macht aber nichts. Reichel verbreitet gute Laune, druckvollen Beat, rotzigen Straßenköter-am-Elbstrand-Sound: drei Stunden lang. Am Ende ist das Publikum aus dem Häuschen…

Dresden/Alter Schlachthof

Rückbesinnung eines Rock-Veteranen
Dresdner Neueste Nachrichten, 08.10.2006, Christian Ruf
Im Rahmen einer „Volxlied“-Tour machte er jetzt mit seiner fünfköpfigen Band im Alten Schlachthof Station. Über den Protestsong „Die Gedanken sind frei“ durfte man sich ebenso freuen wie auf Hoffmann von Fallerslebens „Oh wie kalt ist es geworden“. Goethes Klassiker „Röslein auf der Heiden“ bewegte ebenso das Gemüt wie „Die Ballade von den Königskindern“. Liliencrons vor menschlicher Hybris warnenden Verse über den Untergang Rungholts in der Nordsee, der Mordsee, mit dem Titel „Trutz, blanke Hans“ jagte ebenso Schauer über den Rücken wie Reichels Version von Heines „Belsazar“. Die meisten Lieder sind virtuos entstaubt, wirken frisch, teilweise verblüffend zeitlos.

Nürnberg/Goldener Hirsch

Volksmusik von heute – Frisch und wild: Altmeister Achim Reichel in Nürnberg
Nürnberger Nachrichten, 12.10.2006, Peter Gruner
Wie keinem Zweiten gelingt es dem Hamburger, alte und neuere deutsche Lyrik, Shanties oder nun eben „Volxlieder“ mit Rock'n'Roll und Folk zu modellieren. Lieder wie „Am Brunnen vor dem Tore“ oder „Die Ballade von den Königskindern“ mischt Reichel beim Konzert im Nürnberger Hirsch mit Klassikern aus seiner über 40-jährigen Karriere. Seine exzellente vierköpfige Band schafft mit Gitarren, Flöte, Geige, Schlagzeug, Drehleier, Kontrabass oder Tuba eine farbenprächtige Untermalung zu diesen wildromantischen, sehnsuchtstrunkenen Texten.

Schatz des Schallpiraten
Nürnberger Abendblatt, Andreas Radlmaier
Rebellion hat viele Gesichter. Das vertümelte Erbgut einer Nation bei der Wurzel zu packen und ihm ein paar erstaunliche Umdrehungen zu geben, ist für einen deutschen Rockmusiker heutzutage unbedingt als Zeichen des Widerstands zu sehen. Zwecklos ist er nicht. Im Nürnberger Hirsch brachte der waterkantige Sänger Achim Reichel mit seinem aktuellen, auf CD fixierten „Volkslieder“-Kranz und einer einfallsreichen Fünf-Mann-Band die Tradition zur Besinnung und machte ihr anschließend Beine. Nun blühen sie in winterharten Folkfassungen mit Quetsche und Fiddle, Drehleier und E-Gitarre, singender Säge und Schlagwerk auf. Das „Röslein auf der Heide“ wird geknickt, am „Brunnen vor dem Tore“ tobt der Brachialwalzer, und der Mond, der da aufgegangen ist, raunt bleich vom bluesigen Firmament. Nach Bildungsarbeit hört sich das nicht an, wie der gut gelaunte Reichel mit reizvoll gebleichter Stimme die Lieder von den Fesseln der Falschheit befreit. Hamburger Heimatpflege als spielerische Entfesselungskunst.

Stuttgart/Liederhalle (Mozartsaal)

Und wieder mal 'ne Nacht im Strandkorb
Heilbronner Stimme, 13.10.2006, Ulrike Maushake
Neulich hat Achim Reichel Johann Wolfgang von Goethe getroffen. „Achim“, hat dieser ihm gesagt, „mach keinen Scheiß mit meinem Lied!“ „Sei ganz entspannt, Alter“, hat Achim Reichel geantwortet, „das Lied wird Klasse!“ Es ist Klasse geworden, das „Heideröslein“. Genau wie die anderen Volkslieder, derer er sich gerade annimmt, mit gewohnter Frische, guter Laune und Witz. Der „Vater des deutschen Rock“ ist selbst erstaunt, über seine plötzliche Liebe zum Volkslied. Sie seien wie Bäume, sagt er. „Du kannst ihnen die Kronen stutzen, die Wurzeln bleiben erhalten.“ Doch nicht nur sein neues Album brachte er in die Stuttgarter Liederhalle, wo er hanseatisches Flair verbreitete und am Ende frenetisch gefeiert wurde. „Mit ungebrochenem Verhältnis zur eigenen Person, Wahrhaftigkeit, einem guten Schuss Selbstironie und einer nach wie vor ungebändigten kreativen Energie erreichte der Hamburger ‚Bootschafter‘ sein Stuttgarter Publikum, das, völlig aus dem Häuschen, noch in der S-Bahn lauthals ‚Aloha he‘ sang.“

Ulm/Roxy Hallen

Es tanzen die Sterne am Himmel
Südwestpresse, Uli Landthaler. 16.10.2006
Erst wurden die Besucher platziert, dann trieb es sie von den Stühlen: Der Nordsee-Rocker Achim Reichel beeindruckte im Roxy mit exquisiten Gedicht-Vertonungen und entstaubten „Volxliedern“: So zündend war Volksmusik noch nie. Der 62-Jährige hat es allen gezeigt. Der blonde Barde mit der progressiven Gesinnung macht bei seiner Volxlieder-Sammlung keinen Halt vor Mondscheinromantik, Liebesglück und Waldesruh: Die „Hohen Tannen“ werden ebenso einer Verjüngungskur unterzogen wie die Ballade von den Königskindern und die Sterne, die am Himmel stehen. Das Ergebnis ist live beeindruckend. Die romantisch-betulichen Liedvorlagen bekommen ein dynamisches Tempo und einen neuen musikalischen Dreh – bluesig, folkig, rockig oder auch alles zusammen. Feinsinnig arrangiert und instrumentiert von einer formidablen Band, die einiges auffährt an alten wie modernen Tonquelle.

Emden/Neues Theater

Küstenrocker begeistert mit „Röslein auf der Heide“
Ostfriesen-Zeitung, Heiner Schröder, 19.10.2006
Emden - Wer „Am Brunnen vor dem Tore“ oder „Röslein auf der Heide“ singt, kann mit einem netten Applaus rechnen. Wenn er Glück hat. Am Dienstagabend erklangen im ausverkauften Neuen Theater Emden genau diese Lieder. Nach der letzten Note dieser alten Weisen tobten die 800 Zuschauer aber, als ob Paul McCartney gerade „Yesterday“ gesungen hätte. Der Mann, der deutsche Volkslieder in frische Mäntel kleidete, ist 62 Jahre alt, heißt Achim Reichel, hat in Ostfriesland offenbar eine verschworene Fan-Gemeinde: und gab ein denkwürdiges Konzert.

Auf schmalem Grat
Emder Zeitung, Karl-Heinz Hanssen, 19.10.2006
Ist es Country-Rock? Ist das Cajun? Oder ist das vielleicht irgendetwas, das es gar nicht gibt oder möglicherweise auch gar nicht geben sollte? Fest steht: Es ist Achim Reichel. Insgesamt ein Konzert mit echten musikalischen Highlights, die Show eines Künstlers, dessen konzeptionelle Pfiffigkeit nach wie vor beeindruckt und dessen Band allein einen Konzertbesuch rechtfertigt. Ein erfreuliches Konzert, das vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.

Braunschweig/Stadthalle

Angst ist ein schlechter Partner!
Braunschweiger Zeitung, 19.10.2006
Unspektakulär betrat er die Bühne, setzte sich auf einen Barhocker und legte mit dem „Rosenmund“, einem traditionellen Volkslied, los. Kräftige Stimme, charismatisches Air, keine Starallüren – selbst der ungeschulte Zuhörer konnte erahnen, warum Achim Reichel seit über vier Dekaden seinen Platz in der Musiklandschaft erfolgreich behauptet. Doch Reichel sieht's pragmatisch: „Angst ist ein schlechter Partner. Auch wenn es missbraucht wurde – da kann das Lied doch nichts dafür! Irgendwann muss man das doch auch mal überwinden.“ Für diese Art Vergangenheitsbewältigung muss man dem einstigen Beat-Musiker wohl Respekt zollen. Seine begeisterten Fans ließen Reichel in der Stadthalle spüren, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat, und spendeten zu Recht viel Applaus.