Pressearchiv

Der Hans Albers der Rockmusik

„Ich verehre ihn sehr, ohne wie er werden zu wollen. Meine Wurzeln liegen in der Rock-Musik. Obwohl – Albers ist für mich durchaus so etwas wie John Lee Hocker.“

Mopo – 13.Juni 1991


Achim Reichels „Aloha heja he“

Der Geschmack von Salzwasser

… „Aloha heja he“ mittlerweile im Spitzenfeld der deutschen Hitparaden. Als ein neuer romantischer Seemannstrend in der Schlagerszene? „ACHIM REICHEL ist der Hans Albers der 90er Jahre“, glaubt zumindest der Geschäftsführer seiner Hamburger Plattenfirma, Gerd Gebhardt.

Der 47jährige REICHEL hat die Melodie schon seit 1988 im Ohr, als er für das Goethe-Institut nach Südostasien reiste, um deutsche Rockmusik vorzustellen. Der Charme der Menschen auf Borneo und anderen Inseln schlug ihn derart in den Bann, dass er die Romantik nicht wieder los wurde. REICHEL: „Mir war, als sei ich 200 Jahre zurückversetzt worden.“ Der Ohrwurm lag lange im Schreibtisch des Künstlers, bis REICHEL vor einigen Monaten die Geschichte zu der Musik einfiel.

Seitdem ist von der Ankunft eines Segelschiffes zu hören, irgendwo in einem Paradies mit hübschen Frauen. Der Titel seines neuen Albums „Melancholie und Sturmflut“ ist dabei Programm. REICHEL meint, dass manche Menschen Melancholie mit Depressionen gleichsetzen. Für ihn sei es aber etwas Natürliches und Angenehmes, melancholisch zu sein. Der rockige Titel „Sturmflut“ beschäftigt sich nicht nur mit Naturkatastrophen, sondern auch mit der „Sturmflut im Kopf“.

„Menschen, die sich ihr ganzes leben nur disziplinieren, die explodieren wahrscheinlich irgendwann“, sagt der Künstler, dessen Karriere vom Chef der Hamburger Rockband „Rattles“ bis hin zum Solisten von Höhen und Tiefen geprägt war. Bei REICHEL, dessen Songs nach Meerwasser schmecken, wie Gebhardt empfindet, hat die Seefahrt Tradition. Vater und Großvater fuhren zur See. Und der Junge – auf St.Pauli geboren – ist Hamburg immer treu geblieben: „In dieser Stadt tanke ich meine Kreativität, hier fallen mir auch die Texte ein.“

Wolf Jensen, Rheinische Post – 24. September 1991


Achim Reichel

Aus dem Bauch

Mit Fug und Recht darf man ACHIM REICHEL als einen gestandenen Mann des deutschen Musikgeschäfts bezeichnen. Mit seinen 47 Jahren hat er sämtliche Höhen und Tiefen des Marktes durchlebt, und ist – vielleicht gerade deshalb – ein glaubwürdiger Künstler geblieben. Was er macht, hat Hand und Fuß. Musik aus dem Bauch für Kopf und Bein.

Mit seinem neuesten Album „Melancholie & Sturmflut“  hat der „Rattles“-Gründer wieder ein Zeugnis für gute, erdige Musik mit deutschen Texten abgeliefert. Die beiden Begriffe im Titel sind die Pole, zwischen denen sich das Album bewegt. Sanfte Nummern, neben Songs mit Dampf und Druck. Texte, die weniger düster als auf dem Vorgänger-Werk sind, werden eingebettet in Rhythmen, die ihre Wurzeln im gestandenen Beat der 60er Jahre nicht verleugnen. Ein Vorzeige-Album.

(to), HAN am Wochenende – Sonnabend, 24.August 1991


Achim Reichel: Melancholie und Sturmflut

Ein „farbenfrohes“ Album mit „glücklichen“ Texten sollte es werden. Der Titel reizt natürlich zum Vergleich mit „Dat Shanty Alb'm“. Dem halten die Songs voll stand. 1976 hauchte Reichel alten Shantys neues Leben ein, heute nach den Sturmfluten, die einen in 15 drangvollen Jahren so heimsuchen, schreibt der Hamburger Jung grund-solide, zeitgemäße Rocksongs, mit dem gewissen Shanty-Flair: New Wave von der Waterkant. Die steifen Brisen müssen ihm aber einen unterschwellig kalauernden Witz ins Hirn geblasen haben, den ich nur mit der Abgeklärtheit des Alters erklären kann: „Johnny hat sein Herz verloren, Susi hebt es für ihn auf, und zu guter Letzt kommt, was kommen muss, na was wohl, ein langer Kuss – oh, muss Liebe schön sein“. So was reimt kein 18jähriger.

Musik: gut
Klang: gut bis sehr gut

Stephan Bender
Hifi-Vision – August 1991