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Hammer – ACHIM REICHEL

Konsequent ging der Hamburger Achim Reichel in den letzten Jahren seinen Weg. Da ist es jetzt nur logisch, dass er jetzt mit „Fledermaus“ eine Scheibe bringt, für die er sämtliche Texte und Songs selber schrieb…

Komponiert hat Achim Reichel nahezu alle seine Songs bisher im Alleingang. Aber die Texte dazu lieferten ihm überwiegend Freunde. Jörg Fauser vor allem war es, der hier fast schon wie ein zweites Ich die Arbeit übernahm und die musikalische Aussage in Worte übersetzte. Dabei verstanden sich die beiden ohne viel Erklärungen. Auf Anhieb klappt es zwischen dem Rockmusiker und dem Schriftsteller. Sie trafen sich auf einer vorher nicht existenten Ebene, schufen Songs, die anspruchsvoll waren, ohne aber diesen Anspruch zu erheben.

Jörg Fauser verunglückte im letzten Jahr tödlich, auf dem Weg nach Hause. Bei Freunden hatte er seinen Geburtstag gefeiert. Achim Reichel traf dieser Schlag tief. Nicht nur, weil er mit Fauser seinen geistigen Bruder verloren hatte. Jetzt stand er vor der wichtigsten Entscheidung, wie er seine Arbeit in Zukunft gestallten sollte. Er hätte nach einem neuen Texter suchen können, an Angeboten fehlte es nicht.

Aber Achim Reichel entschied sich für die jetzt verwirklichte Lösung, versucht zunächst einmal, selbst seine Gedanken zu den einzelnen Songs aufzuschreiben und sie dann in singbaren Texten zu formulieren. Wie sehr er in den letzten Jahren von Jörg Fauser gelernt hat, kann man jetzt feststellen.

Sicher, das eine oder andere wäre von Fauser vielleicht flüssiger, im Ausdruck stärker, klarer und voll auf den Punkt gekommen, aber verstecken muss sich Achim Reichel wegen seiner Texte nicht. Vor allem ist das, was er jetzt singt, vollkommen seine Welt. Da entspricht jetzt jedes Wort seinen Gedanken. Kein Filter, kein fremder Einfluss oder diese oder jene unterschiedliche Auffassung zu angesprochenen Details ist in die Texte eingeflossen.

1986 galt für Achim Reichel noch: Das Ende aller Träume ist längst nicht abgehakt. 1988 sind „Träume unter'm Hammer“ – so der Titel eines Liedes – aber am Ende sind sie deswegen immer noch nicht. Im Gegenteil. Durch die jetzt selbst geschriebenen Texte hat er eine neue Tür geöffnet, macht er neue Träume möglich. Nach fast 30 Jahren als Rockmusiker hat für ihn mit dieser LP ein neues Kapitel begonnen.

Aktuelles Album: Fledermaus - WEA 242 286 LP - MC - CD
Musik-Shop(München) - 5/88


Ein respektabler Neustart in die totale Solo-Karriere

Nach dem Tod seines Texters Jörg Fauser muß Achim Reichel nun selbst dichten. Mit dem Mut zum Fauxpas gelangen ihm für sein Album „Fledermaus“ einige Zeilen, die schlicht und charmant-frech ausfielen. Die Songs handeln von „Zweierbeziehungen und von Liebe in einer fast kaputten Welt“ (Reichel). Musikalisch driftet der 44jährige zwischen Laid-back-Rhythmen à la J.J.Cale („Ma Chérie“), flottem Pop-Rock („Für immer und immer wieder“), Up-Tempo-Rhythmen mit Gaukler-Charme („Träume unterm Hammer“) und erfrischendem Reggae („Cool“). Ein respektabler Neustart in die totale Solo-Karriere.

** Interpret.: 7-8
© Stereoplay


Achim Reichel – Fledermaus

Achim Reichels Anspruch an seine eigene Musik ist hoch, so hoch, daß er über all die vielen Jahre gehobene Qualität geliefert hat. Dabei hat er immer sein eigenes Ding vertreten, ist nie im Trend geschwommen und hat auch keine Resignation erkennen lassen, wenn mal 'ne neue Platte nicht so richtig ankam.

Die Fledermaus ist seine neueste Produktion und zeigt uns einen neuen Achim Reichel, einen der nicht nur spannende und gefühlvolle Texte mit seiner Stimme und seiner verstärkenden Musik zu klingenden Geschichten umsetzen kann, sondern einen, der auch selbst solchte Texte zu schreiben in der Lage ist.

Denn Fledermaus ist die erste LP, die komplett von ihm stammt. Dabei sind wieder alle Sparten, vom unter die Haut gehenden Liebeslied bis zum groovenden Tanzstück vertreten. Selbst sein obligatorisches, ich nenn es mal „Off-Road-Stück“ fehlt nicht, bei dem man sofort losfahren kann, weil es Fernweh überträgt, wobei es völlig egal ist, welche Richtung man einschlägt.

Nicht zu vergessen mein Lieblingsstück dieser LP: „Mixer Johnny“. Ein swingendes Spitzenstück aus dem Shaker; come on Johnny, mix mir den Drink ders bringt.

K.K., Ultimo Lübeck, 7/88